5 Gründe, nicht bogenzuschießen

Warum Sie sich vom Bogenschießen fernhalten sollten.

Suchtgefahr

Bogenschießen macht süchtig, und zwar schnell. Spätestens wenn der erste Pfeil im Zehnerring sitzt, stellt sich bei gefährdeten Novizinnen und Novizen der unvermeidliche Zwang ein, diesen Erfolg wiederholen zu müssen. Damit beginnt ein Circulus vitiosus, dem niemand entrinnnt, und noch lange bevor die angehenden Bogenschütz:innen an einer sauberen Form und Technik zu arbeiten beginnen, haben sie bereits die tiefen Abgründe des Bogensports in Gestalt von Scheibenpanik und anderer ungünstiger Phänomene kennengelernt. Erst wenn sie sich von ihrem „Zehnerzwang“ befreit haben, kann das eigentliche Training beginnen. Die Bogensport-Sucht bleibt davon natürlich unberührt.

Der Zeitfaktor

Wer glücklich verheiratet oder liiert ist, womöglich Kinder hat und zugleich dem Bogensport verfallen ist, für den oder die sieht es in Bezug auf den Haussegen finster aus. Bogenschießen bedeutet die allmähliche Perfektionierung eines Bewegungsablaufs und wer denkt, dass ließe sich mit 100 Pfeilen in der Woche bewerkstelligen, der irrt gewaltig.

Frau schimpft Mann. Bild: KI-generiert

Im Idealfall trainiert ein engagierter (Amateur-)Bogenschütze (gilt auch für die Damen) fünfmal pro Woche, wobei 120 geschossene Pfeile pro Training das absolute Minimum darstellen.

Wer also beabsichtigt, beim Bogenschießen besser zu werden oder gar einen kleinen Wettkampf zu gewinnen, der kann sich von seinen bisherigen Hobbys und schlechtestenfalls auch von seiner lieben Frau nachhaltig verabschieden.

Die Kosten

Bogenschießen ist ein Verschleißsport: Nocken brechen in Serie, Pfeile werden verschossen, Federn zerzaust, Sehnen nützen sich ab, Zielscheiben und Auflagen zerbröseln – alle diese Dinge müssen laufend ersetzt oder erneuert werden. Hinzu kommt, dass insbesondere männliche Bogenschützen dazu neigen, das Zuggewicht ihrer Wurfarme stetig zu erhöhen. Das bedeutet zusätzliche Ausgaben für die Wurfarme an sich, aber auch für neue Pfeile, da bei einer Veränderung des Zuggewichts bekanntlich auch der dynamische Spine angepasst werden muss.
Als wäre das nicht genug, tauchen in regelmäßigen Abständen neue – zumeist völlig unnötige – Gadgets auf dem Markt auf, die man „unbedingt“ getestet haben muss, wenn man mitreden möchte.

5 Gründe, nicht bogenzuschießen, Bild: KI-generiert

Und zu guter Letzt sind da noch die unterschiedlichen Bogenklassen, denen gegenüber sich interessierte Bogenschütz:innen im Normalfall höchst aufgeschlossen zeigen. Neben dem eigenen Olympic Recurve braucht es natürlich auch einen traditionellen Langbogen ebenso wie einen kurz gestellten Jagd-Recurve. Wer dann auch noch auf die ruhmreiche Idee kommt, einen Compound-Bogen anzuschaffen, dem oder der ist leider wirklich nicht mehr zu helfen – in finanzieller Hinsicht zumindest.

Der Sisyphos-Effekt

In der Sekunde, in welcher der aufstrebende Bogenschütze meint, er hätte eines der vielen technischen Probleme des Bogensports gemeistert und wäre sportlich besser geworden, schlittert er zuverlässig in die nächste Krise hinein. War eben noch die Bogenschulter das dominierende Arbeitsthema, so ist es auf einmal das Lösen. Dann die Ankerposition, dann der Druckpunkt, dann der Stand, dann wieder die Bogenschulter und so weiter. Es hört einfach nie auf! (Das einzig Tröstliche: Alle Schütz:innen hadern mit denselben Problemen, egal auf welchem Niveau.)

5 Gründe, nicht bogenzuschießen; Bild: KI-generiert

An diesem KI-generierten Bogenschützen lassen sich grundlegende Fehler in der Schießtechnik plastisch veranschaulichen.

Der mentale Aspekt

Bogenschießen macht wahnsinnig. Ein infizierter Bogenschütze wird irgendwann damit beginnen, unterschiedlichste Alltagsentfernungen im Stillen abzuschätzen und sich mit zunehmender Häufigkeit fragen, ob diverse Objekte seiner unmittelbaren Umgebung mit Pfeil und Bogen zu treffen wären – theoretisch freilich nur. Das können Verkehrsschilder sein, dünne Baumstämme, runde Hängelampen oder vom Wind durch die Luft gewirbelte Dinge, wie Zeitungsseiten oder Einkaufstaschen. Diese „Schübe“ treten in unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität auf. Sie stellen glücklicherweise keine Gefahr für die Allgemeinheit dar.

Bleibt der oder die fidele Bogenschütz:in wider Erwarten von diesem häufig auftretenden Schätz- und Spekulationszwang verschont, prägt er oder sie verlässlich eine vergleichbare Neurose aus.

Fazit

Wenn Sie diese fünf Gründe nicht davon abhalten können, mit dem Bogenschießen zu beginnen, dann sind Sie entweder nicht zu retten oder haben Ihre Entscheidung längst getroffen. Gehen Sie, wenn Sie meinen, durch diese Tür, aber behaupten Sie nachher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt. Und bedenken Sie: Wir warten bereits im nächsten Raum auf Sie.

Fliegende Pfeile beim Bogenschießen

Die richtige Technik beim Bogenschießen

Der richtigen Technik beim Bogenschießen, vielfach auch als Form bezeichnet, kann nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet werden. Sie sollte vor einem Spiegel oder einer Kamera in drei Stufen trainiert werden: Zunächst nur mit dem Körper. Dann mit einem Theraband und schließlich mit einem Bogen mit extrem leichtem Zuggewicht (nicht mehr als 8 Pfund). Ein ausgezeichnetes Video zu diesem Thema hat die koreanische Trainerlegende Kim Hyung Tak zur Verfügung gestellt. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, es empfiehlt sich, dieses Video genau zu studieren.

Warum ist die Form so wichtig?

Ohne die richtige Form wird man im Bogensport höchstens mittelmäßige, nie aber Top-Ergebnisse erzielen. Sie beginnt beim Stand (Nullstellung) und setzt sich in vier weiteren Positionsphasen fort: Der Vorspannungsposition (Anheben, Kraftdreieck optimieren), der Anhebe- und Stützposition (Laden, Ankern, Transfer, Halten), der Halteposition (Zielen, Expansion, Lösen) und schließlich der Nachhalteposition (Absenken, Entspannen), die wieder in die Nullstellung mündet.

 

Bogenschiessen -Zielscheibe in Hinterhof

Die Bedeutung des Standes

Der Stand beim Bogenschießen ist hüftbreit, die Füße sind parallel in einer Linie, die zur Scheibe zeigt. Das Körpergewicht wird im groben Verhältnis von 60% zu 40% nach vorne auf die Fußballen verlagert. Rechter und linker Fuß werden gleich stark belastet. So steht man als Bogenschütze stabil und kippt beim Durcharbeiten der Positionsphasen weder nach vorne noch nach hinten und auch nicht zur Seite. Vor dem Aufbau jedes Schusses sollte man sich als Schütz*in kurz vergewissern, ob man richtig steht. Das Hervorheben des korrekten Standes mag im ersten Moment banal erscheinen, ist es aber nicht! Wir dürfen in diesem Zusammenhang aus den Aufzeichnungen eines Vereinskollegen zitieren:

20.12.23: Alle Pfeile zu tief und leicht rechts. Anpassung der Visiereinstellung brachte kaum Verbesserung. Gegen Ende des Trainings am Stand gearbeitet. Hatte zu viel Gewicht auf dem vorderen Fuß! Nach der Anpassung (Zentrierung der Massen) waren die Pfeile wieder dort, wo sie hingehören.

Siehe da, als der Stand gepasst hat, haben also Höhe und Richtung auch wieder gepasst. Daher: Wenn Pfeile tendenziell zu hoch (Rücklage) oder zu tief (Vorlage) einschlagen, zu allererst den Stand prüfen und erst dann, sofern sich keine Verbesserung einstellt, andere Parameter in Betracht ziehen! Der Stand ist buchstäblich die Basis eines guten Schusses.

Die richtige Körperhaltung

Der Körper befindet sich in entspannter, gerader Haltung über den Beinen. Der Kopf blickt in der Nullstellung zunächst geradeaus. Erst in der Vorspannungsposition wird er in Richtung Scheibe gedreht, wobei die Augen das Gold (im Bogensport heißen 9er- und 10er-Ring „Gold“) fixiert halten.

Die korrekte Handhabung des Bogens

Ist der richtige Stand eingenommen, legt der*die Schütz*in den Pfeil ein und versenkt die Bogenhand so im Griff, dass er mit dem Handballen den korrekten Druckpunkt findet. Dabei ist oft die Außenkante des Griffs eine gute Orientierungshilfe, die zum Auffinden des Druckpunkts entlang der Lebenslinie in die Handfläche gedrückt wird. Die Zughand hält die Sehne leicht vorgespannt. Der Kopf wird in Richtung Scheibe gedreht, dann wird der Bogen hochgehoben. Ganz wichtig beim Bogenschießen: Der Bogen muss gerade, genau senkrecht zum Boden, hochgehoben werden. Wird er schief angehoben und verkantet, wirkt sich dies jedenfalls negativ auf den weiteren Schussablauf aus.

Mann beim Bogenschießen

Der richtige Spannablauf

Die Sehne wird gleichmäßig und ebenfalls ganz gerade bis in die Ankerposition zurückgezogen. Dies geschieht aus der Schulter und über den Ellenbogen der Zughand, damit die erforderlichen Partien der Rückenmuskulatur angesprochen werden. Der Auszug darf weder zu zögerlich noch zu energisch erfolgen und endet stets in derselben Ankerposition.

Die Bedeutung der Atmung

In Bezug auf die Atmung gibt es im Bogensport unterschiedliche Ansätze. Die einen atmen beim Hochhebendes Bogens ein und ab dem Ausziehen der Sehne eine bestimmte Menge ihrer Atemluft aus, um dann, analog zu den Gewehr- und Pistolenschützen, im Anker die Luft anzuhalten. Da Bogenschießen nicht zuletzt über Expansion funktioniert, gibt es auch alternative Atemtechniken, bei denen während des gesamten Schussablaufes eingeatmet wird, um mit der kontinuierlichen Ausdehnung des Brustkorbs bspw. leichter durch den Klicker zu kommen.
Die Atmung ist freilich ein intuitives Element, nicht nur beim Bogenschießen. Insofern besteht hier Raum für Individualität. In jedem Fall spielt die Atmung beim Schussablauf eine wichtige Rolle, da sie häufig als Konzentrationshilfe herangezogen wird, um das „kontrollierende Denken“ vorübergehend auszuschalten oder abzulenken.

Die Ausrichtung der Augen

Bogenschießen ist ein Sport, bei dem es auf die gleichförmige Reproduktion ein und desselben Bewegungsablaufs ankommt. Insofern spielen die Augen zu Beginn eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Innerhalb des Bewegungsablaufs müssen sie jedoch immer parallel zum Boden gehalten werden. D. h. der Kopf muss stets gerade sein, egal in welcher Positionsphase man sich gerade befindet. Wird der Kopf in Richtung Zielscheibe gedreht, fokussieren die Augen, wie bereits erwähnt, das Gold der Zielauflage. Das Ziel bleibt dabei stets im Fokus, egal ob ein Visier verwendet wird oder nicht.

Um diesen Inhalt zu sehen, musst du erst die Cookies akzeptieren.

Tipps zur Verbesserung deiner Form

Sieh dir regelmäßig Youtube-Videos von den besten Schützen der Welt an. Konzentriere dich darauf, wie sie die unterschiedlichen Positionsphasen meistern. Übe vor dem Spiegel oder vor laufender Handy- bzw. Tablet-Kamera. Es gibt Apps wie zum Beispiel Coach’s Eye, mit denen du um überschaubares Geld deinen Schussablauf analysieren kannst. Trainiere mit Theraband oder einem Bogen mit geringem Zuggewicht und achte penibel auf korrekte Ausführung deiner Schussphasen. Übe viel, am besten täglich. Bogenschießen lernt man nicht von heute auf morgen – zum Glück, denn sonst würde es ja schnell langweilig.

Bogenkurse Sommer 2022 auf einem Bogensportplatz mit Scheiben

In Kooperation mit dem BSV Wallern veranstalten wir auch diesen Sommer wieder Bogenkurse für Einsteiger*innen auf der Outdoor-Schießanlage des Vereins in der Trattnachtalstraße am Ortsende von Wallern (48.23373° nördl. Breite und 13.9587° östl. Länge).

Unter fachkundiger Anleitung eines zertifizierten Instruktors können Interessierte jeweils nach Terminvereinbarung in die faszinierende Welt des Bogensports eintauchen.

Bogenkurs(e) im August 2022

Fr, 12. August, 15.00 Uhr => AUSGEBUCHT!
Fr, 19. August, 15.00 Uhr => 6 Plätze frei

Anmeldung per E-Mail oder unter 0676 603 49 68.
Kursgebühr: 40 € für Erwachsene, 20 € für Kinder (ab 10 Jahren)
Leihausrüstung vorhanden!

Wir freuen uns auf euren Besuch!